Gütersloh (dapd). Der neue Bertelsmann-Chef Thomas Rabe verschafft sich Spielraum für seine ehrgeizigen Wachstumspläne für Europas größten Medienkonzern. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, hat der Medienriese seine Rechtsform geändert und firmiert nicht länger als Aktiengesellschaft, sondern als Bertelsmann SE & Co. KGaA.
Die Rechtsform einer Kommanditgesellschaft auf Aktien, die auch von DAX-Konzernen wie Henkel oder Fresenius genutzt wird, erlaubt Bertelsmann künftig die Aufnahme neuer Gesellschafter oder sogar einen Börsengang, ohne den Einfluss der Gründerfamilie Mohn oder der Bertelsmann-Stiftung auf die Konzernlenkung zu verwässern. Das gibt dem Konzern Spielraum für die geplante Expansion in Schwellenländern wie China, Indien oder Brasilien. Rabe, der seit dem Jahreswechsel den Gütersloher Konzern leitet, hatte bereits im Frühjahr angekündigt, das Unternehmen wieder stärker auf Wachstum programmieren zu wollen. Dazu will er den Konzern in den nächsten 5 bis 10 Jahren völlig umbauen. Bertelsmann soll internationaler werden und in mehr Geschäftsfeldern aktiv sein. Während der Konzern heute noch rund 80 Prozent seiner Umsätze im wachstumsschwachen Europa macht, soll künftig ein Großteil der Investitionen in Boomregionen wie China, Indien und Brasilien fließen. Außerdem will sich der Konzern neue Geschäftsfelder etwa im Bildungsbereich erschließen. Die neue Rechtsform bietet dem Konzern die Möglichkeit, bei Bedarf auf diesem Weg auch größere Übernahmen zu stemmen. Genaues über Rabes Zukunftspläne erfährt man in Gütersloh zurzeit allerdings noch nicht. Eine Unternehmenssprecherin sagte lediglich, derzeit seien noch alle Optionen offen. Die Bertelsmann-Führungsspitze werde erst im September über die künftige Strategie des Konzerns entscheiden. Für die Mitarbeiter ändert sich durch den Wandel der Rechtsform nach Unternehmensangaben nichts. Auch die Eigentumsverhältnisse an der Gesellschaft und die Struktur des Unternehmens blieben unverändert.