Berlin/Schönefeld (dapd-bln). Der nächste Termin zur Eröffnung des Hauptstadtflughafens in Schönfeld muss aus Sicht der Wirtschaft verlässlich sein. Es dürfe jetzt kein neuer Termin aus der Hüfte geschossen werden, der nicht zu halten sei, sagte der Präsident der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK), Eric Schweitzer, der Nachrichtenagentur dapd.
Das Datum, das der Aufsichtsrat der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH auf seiner nächsten Sitzung am 14. September festlegen werde, müsse auch wirklich gehalten werden. Der Termin dürfe nach der bereits zweimaligen Verschiebung nicht noch einmal platzen. Der neue technische Geschäftsführer des Flughafens, Horst Amann, hatte auf der Aufsichtsratssitzung am vergangenen Donnerstag seine Entscheidung zum Eröffnungstermin auf Mitte September verschoben und dies unter anderem mit fehlenden Bauausführungsplänen für verschiedene Bereiche des Terminals begründet. Der Flughafen konnte wegen der Probleme mit der Gebäudetechnik nicht wie geplant am 3. Juni eröffnen. Auch der 17. März 2013, den der Aufsichtsrat im Juni als neuen Termin festgelegt hatte, gilt inzwischen in Luftfahrtkreisen als unrealistisch. Schweitzer zeigte Verständnis für die Entscheidung Amanns. Der Bauchef habe seine Stelle in der Flughafengesellschaft erst am 1. August angetreten. „Wenn er meint, bis zur nächsten Aufsichtsratssitzung am 14. September Zeit zu benötigen, um sich auf einen Eröffnungstermin des Flughafens festzulegen, dann sollte man ihm diese Zeit angesichts der Komplexität des Projekts gewähren“, sagte der IHK-Chef. Durch die Bauverzögerung sei dem Standort Berlin-Brandenburg ein Imageschaden entstanden, der monetär nicht zu messen sei, sagte Schweitzer. Für die Fluggesellschaft Air Berlin, die sich in einer wirtschaftlich schwierigen Position befinde, sei der neue Flughafen von immenser Bedeutung. Darüber hinaus sei der Airport für die ganze Stadt wichtig – wegen der mit ihm verbundenen Wachstumschancen sowie der Schaffung von Arbeitsplätzen. Von der Terminverschiebung unmittelbar betroffen seien Gastronomie Handel und Reiseunternehmen, die im Terminal tätig werden wollten. Die IHK Berlin sei sehr bemüht, durch Vermittlungsgespräche zwischen den Unternehmen und Flughafengesellschaft die Gefahr von Insolvenzen abzuwenden, betonte der Präsident. Je länger sich die Eröffnung verzögere, desto größer werde der materielle Schaden. Durch die Mehrkosten infolge der Bauverzögerung dürfe es nicht zu Kürzungen in anderen für die Berliner Wirtschaft wichtigen Investitionsbereichen wie der Infrastruktur kommen, mahnte der IHK-Chef und fügte hinzu: „Da darf auf gar keinen Fall gekürzt werden.“ Ohnehin seien nur acht Prozent des Berliner Haushalts für Investitionen vorgesehen, was deutlich unter dem Wert anderer Bundesländer liege. „Das Vertrauen der Berliner Wirtschaft in die Zusagen von Flughafenchef Rainer Schwarz ist kaum noch vorhanden“, sagte Schweitzer. Schon zwei Mal sei trotz seiner gegenteiligen Bekundungen der Eröffnungstermin des Flughafens verschoben worden. Möglicherweise komme es zu einer dritten Verschiebung. „Wie soll man da dem Flughafenchef noch vertrauen können?“, fragte Schweitzer. Die im Aufsichtsrat vertretenen Gesellschafter des Flughafens müssten entscheiden, ob Schwarz als Sprecher der Geschäftsführung noch zu halten sei oder nicht.