Berlin (dapd). Scharfe Kritik an Familienministerin Kristina Schröder (CDU): Mit ihren Plänen zur Förderung säumiger Kommunen beim Kita-Ausbau hat die Ministerin vor allem die ostdeutschen Länder gegen sich aufgebracht. Vertreter Berlins, Sachsen-Anhalts und Mecklenburg-Vorpommerns beklagten am Montag Ungerechtigkeiten und warfen Schröder vor, Untätigkeit zu belohnen. Die Ministerin bekräftigte indes ihr Vorhaben. Ab August 2013 gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr. Nach Angaben Schröders fehlen bis dahin noch 160.000 Kita-Plätze. Schröder sagte, dass der Bund 580 Millionen Euro für die Schaffung von 30.000 Kita-Plätzen zur Verfügung stellen werde. Von den versprochenen Bundeszuschüssen sollen vor allem diejenigen Länder profitieren, deren Bedarf an Kita-Plätzen im Vergleich zu 2007 gestiegen ist. Dem Vernehmen nach sind dies nicht – wie berichtet – vorrangig westdeutsche Länder, sondern neben Bayern und Rheinland-Pfalz auch Berlin, Brandenburg und Sachsen. In Bremen, Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Thüringen werden demnach hingegen weniger Plätze gebraucht als noch 2007 angenommen. Ost-West-Tauziehen In Ostdeutschland stieß Schröders Vorgehen auf Kritik. Sachsen-Anhalts Sozialminister Norbert Bischoff (SPD) monierte, mit ihren Plänen würde die CDU-Politikerin diejenigen Länder strafen, die in den vergangenen Jahren mit großem Engagement und jeder Menge Landesgeld die Kinderbetreuung auf einen modernen Stand gebracht und gehalten hätten. „Schröder sonnt sich in und mit unseren Betreuungszahlen und vergoldet den anderen Ländern ihr Nichtstun“, klagte er. Die Berliner Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) nannte es „inakzeptabel“, dass die Ministerin Mittel wegen eines großen Nachholbedarfs vorrangig an Länder vergeben wolle, die sich bisher zu wenig um den Ausbau gekümmert haben. Schröder lasse die Gelder damit zu einer „Passivitätsprämie“ verkommen. Auch aus der eigenen Partei bekam Schröder Widerspruch. Der mecklenburgische CDU-Bundestagsabgeordnete Eckhardt Rehberg kritisierte, für ihre Äußerungen gebe es „keine erkennbare Grundlage“. Der Nachholbedarf in den alten Bundesländern sei zwar „nachvollziehbar und akzeptabel“, sagte Rehberg. „Die Untätigkeit einiger westdeutscher Länder“ dürfe allerdings nicht dazu führen, „dass Bedarfe im Osten nun ignoriert werden“. Hamburgs Familiensenator Detlef Scheele (SPD) sprach von einem Versuch, „die neuen und die alten Bundesländer gegeneinander auszuspielen“. Städtebund will mehr Geld für Kita-Ausbau Der Deutsche Städte- und Gemeindebund bezeichnete den Ansatz Schröders hingegen als nicht „ganz falsch“. Es gebe aber insgesamt einen „starken Rückstand“, sagte Präsident Roland Schäfer in Berlin und forderte insgesamt mehr Geld vom Bund. Der Spitzenverband legte am Montag unter dem Begriff „Agenda 2020“ einen Forderungskatalog vor, um Städte und Gemeinden zu stärken und die Sozialsysteme zu stabilisieren. Teil dieser Agenda ist auch ein Aktionsprogramm Kinderbetreuung. Schröder wertete die Anregungen als Bestätigung. Die Vorschläge entsprächen „passgenau“ ihren „zentralen Maßnahmen für den Endspurt hin zum Kita-Rechtsanspruch“. Nun müssten die Länder noch einmal deutlich Tempo machen. „Aber sie können es schaffen“, betonte sie. Mit 580 Millionen Euro finanziere der Bund „praktisch alleine“ 30.000 zusätzliche Betreuungsplätze gegenüber den Planungen von 2007. Für ein neues Bundesprogramm zur Festanstellung von Tagespflegern stünden bis Ende 2014 Fördermittel in Höhe von 10 Millionen Euro bereit. „Riesiges Potenzial“ gebe es zudem bei den Betriebs-Kitas. Deshalb erhielten Unternehmen mit einem entsprechenden Angebot in den ersten zwei Jahren einen Zuschuss von 6.000 Euro pro Platz und Jahr. Der baden-württembergische Staatssekretär im Kultusministerium, Frank Mentrup, forderte von Schröder eine schnelle Klärung, wie die zusätzlichen Mittel verteilt werden sollten. Der Bund dürfe die Kommunen nicht im Regen stehen lassen, sagte er auf dapd-Anfrage. dapd (Politik/Politik)
Kritik an Schröders Kita-Plänen
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Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen