Hanau (dapd). In der deutschen Solarbranche und der angegliederten Zulieferindustrie wächst die Angst vor einem Handelskrieg mit China. Auslöser dafür ist die Forderung nach Strafzöllen auf chinesische Solarmodule und eine EU-Initiative europäischer Hersteller unter Führung des deutschen Branchenprimus‘ Solarworld. Nach dem Münchner Chemiekonzern Wacker hat nun auch der Hanauer Edelmetall- und Technikkonzern Heraeus Bedenken gegen eine entsprechende Initiative europäischer Solarhersteller angemeldet. In den angestrebten Einfuhrzöllen auf Solarmodule aus chinesischer Produktion sehe er „einen klaren Eingriff in die Regeln des freien Wettbewerbs“, erklärte der Vorsitzende der Heraeus-Geschäftsführung, Frank Heinricht, am Montag. Das sehen andere Branchenangehörige anders. Kürzlich erst hat ein Zusammenschluss von rund 25 Solarfirmen eine Antidumping-Klage in Brüssel eingereicht. Nur so kann nach Ansicht von Beschwerdeführer Solarworld der „technologische Wettbewerb“ erhalten bleiben. Nach Ansicht der klagenden Unternehmen werden Chinas Solarfirmen vom Staat mit Milliardenkrediten versorgt. Sie könnten ihre Produkte unter den Herstellungskosten anbieten und trieben europäische Firmen damit reihenweise in die Pleite, monieren die Betreiber der Initiative „EU ProSun“. Sie streben eine Klage an, wie sie in den USA bereits Erfolg hatte. Das US-Handelsministerium verhängte im Mai drastische Strafzölle bis zu 250 Prozent auf Solarimporte aus China. Das ist eine Vorgehensweise, die die Heraeus-Geschäftsführung nicht für zielführend hält. „Die Interessenbekundungen einzelner Unternehmen, eine vergleichbare Situation wie in den USA zu schaffen“, seien „kontraproduktiv“, sagte Heinricht. „Eine Regulierung wäre Wettbewerbsverzerrung und wird nur kurzfristig Wirkung zeigen“, fügte er hinzu. Einen Handelskrieg mit China könne sich Europa nicht leisten. Das Hanauer Unternehmen liefert der internationalen Solarindustrie unter anderem Silberleitpaste zu, die in Photovoltaikmodulen zum Einsatz kommt. Nach eigener Aussage erwirtschaftet die Edelmetallsparte der Hessen einen Großteil ihres Produktumsatzes von zuletzt knapp zwei Milliarden Euro jährlich in Geschäften mit China. Mögliche Eingriffe in Form von Strafzöllen für chinesische Exporteure würden lediglich dazu führen, „dass China ebenfalls Strafzölle einführt“, ergänzte ein Unternehmenssprecher auf dapd-Anfrage. Als Rohstofflieferant und Produktionsfirma, die sowohl die europäische als auch die chinesische Industrie in diversen Branchen beliefere, sei das „alles andere als wünschenswert“. Schützenhilfe erhalten die Hessen dabei nicht nur von anderen Solarzulieferern wie Wacker Chemie, die sich aufgrund ihrer internationalen Ausrichtung in einer ähnlichen Zwickmühle befinden. Auch viele Branchenexperten zweifeln am Nutzen von regulatorischen Eingriffen in den Markt. „Strafzölle machen aus unserer Sicht keinen Sinn“, sagte der Leiter des Berliner Zentrums für Solarmarktforschung, Wolfgang Hummel, unlängst in einem dapd-Interview. Zudem finde öffentliche Förderung nicht nur in China statt. „Auch in Deutschland sind die tatsächlichen Produktionskosten durch die Förderung verzerrt“, sagte Hummel. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Auch Heraeus warnt vor Handelskrieg mit China
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Peer-Michael Preß
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