Bietigheim-Bissingen (dapd). Von Krise in Europa ist beim Anlagenbauer Dürr keine Spur: Die Kunden in Deutschland und Europa bestellen kräftig. Der weltweite Auftragseingang lag mit 1,4 Milliarden Euro im ersten Halbjahr um 17 Prozent über dem Vorjahreszeitraum, wie der MDAX-Konzern am Mittwoch in Bietigheim-Bissingen mitteilte. Dabei zog das Tempo im zweiten Quartal nochmals an, obwohl die Autohersteller die europäische Schuldenkrise und das langsamere Wachstum in China zunehmend spüren. Umso überraschender sind die Steigerungsraten beim Auftragseingang, die in Europa ohne Deutschland bei 44 Prozent liegen und hierzulande sogar bei 60 Prozent. Gleichzeitig gingen die Aufträge im wichtigen Automarkt China um drei Prozent zurück. Der Umsatz von Dürr kletterte in den ersten sechs Monaten um knapp die Hälfte auf 1,16 Milliarden Euro, das Nachsteuerergebnis sprang von 16 Millionen auf 44 Millionen Euro. „Das erste Halbjahr – und hier speziell das zweite Quartal – verlief stärker als erwartet“, sagte der Vorstandsvorsitzende Ralf Dieter. „Entgegen dem allgemeinen Trend haben wir nicht nur im Anlagenbaugeschäft, sondern auch in den Maschinenbaubereichen weiter zugelegt“, fügte er hinzu. Dies sei einer weiterhin hohen Nachfrage aus den Wachstumsmärkten der Automobilindustrie zu verdanken. Dürr baut unter anderem Lackieranlagen und ganze Fertigungslinien und erzielt etwa 80 Prozent seines Umsatzes mit Kunden aus der Automobilindustrie. Für den Anstieg im ersten Halbjahr waren den Angaben nach insbesondere Großprojekte in der Lackieranlagentechnik verantwortlich. Die Zahlen gaben der Aktie einen Schub. Sie legte bis zum Nachmittag (15.45 Uhr) um 0,6 Prozent auf 54,58 Euro zu. Dürr war im März in den MDAX aufgestiegen. Der Konzern hatte bereits im Juni seine Prognose für das laufende Jahr angehoben. Beim Umsatz rechnet das Unternehmen gegenüber dem Vorjahr nun mit einem Anstieg von einem Fünftel auf 2,3 Milliarden Euro, nach zuvor mindestens 2,0 Milliarden Euro. Zudem wird ein Auftragseingang von 2,5 Milliarden Euro erwartet statt 2,0 Milliarden Euro. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen einen Rekordumsatz von 1,92 Milliarden Euro erzielt. Dieter gab sich auch für die Zeit darüber hinaus zuversichtlich. Experten schätzten das weltweite Wachstum der Automobilindustrie auf jährlich sechs Prozent. Wesentlicher Treiber sollen dabei aufstrebende Wirtschaftsnationen wie China, Russland, Brasilien oder Indien sein. „Trotz aller Unsicherheiten ist damit mit einem weiteren robusten Wachstum in den Schlüsselmärkten zu rechnen“, sagte der Vorstandschef. Dieter hatte erst im Juni über den europäischen Markt gesagt: „Uns ist eigentlich ziemlich egal, was hier passiert.“ In Westeuropa würden noch neun Prozent des Umsatzes erzielt. Dürr war schon früh in aufstrebende Wirtschaftsländer gegangen. Auf diesen Märkten mache Dürr mittlerweile 65 Prozent seines Geschäfts, sagte Dieter. Die gute Entwicklung lässt sich auch an der Personalentwicklung ablesen. Seit Mitte 2011 stieg die Beschäftigtenzahl um 14 Prozent auf 7.314. In den Wachstumsmärkten legte die Mitarbeiterzahl doppelt so stark zu und macht inzwischen ein Drittel der Gesamtbelegschaft aus. In Deutschland wurden 205 neue Stellen geschaffen. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Anlagenbauer Dürr spürt keine Krise in Europa
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Peer-Michael Preß
Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de Alle Beiträge von Peer-Michael Preß anzeigen