Erinnern Sie sich? Autos hießen tatsächlich einst Admiral, Kapitän, Strich-Acht und Testa Rossa. Das war zu Zeiten, als der Fahrerplatz noch des Mannes Lieblingsstellung war. Sitzhöhenverstellung war ein überflüs-siges Extra. Es gab ohnehin nur einen vorne links. Ihn! Der Mann als solcher war da noch echter Lenker und anerkannter Steuermann.
Was er von der Straße selbstverständlich auf Beruf und Familie übertrug. Dann kamen die Zeiten, als Autos auch Twingo und Cuore heißen wollten. Und Sprit sparen plötzlich mehr Sexappeal ausstrahlte als das wundervoll bubbernde Anfahrgeräusch eines satten Achtzylinders.
Als nunmehr männliche, pardon, menschliche Größe nicht mehr in Hubraum gemessen werden durfte, konnte es folglich nur eine Alternative geben: Dem Siegeszug von Oldtimern auf die Räder zu verhelfen. Und, Männer? Es hat geklappt! Während wir eigentlich gar nicht genug bekommen können von digitaler Stimmenerkennung, um heute den Motor zu starten, drehen wir der guten alten Zeiten willen doch gerne an der Kurbel. Ein „H“ im Autokennzeichen steht nur für Ignoranten als Erkennungszeichen für steuerliche Begünstigung. In der Sprache der männlichen Leidenschaft ist dieser Buchstabe das Symbol schlechthin für „Hochform“. Siehe da: So ein Oldtimer funktioniert tatsächlich. Aus dem geöffneten Seitenfenster eines Jaguar E-Type, Baujahr 1969, lässt sich bei neuzeitlichen Motorshows absolut unverfänglich der Kopf schütteln über sich auf Motorhauben räkelnden Bikini-Schönheiten. Selbst bei noch so genauem Hinschauen. Der steigende Wert alter Autos kommt somit nicht von ungefähr. Sie haben jungen Männern ihre Glaubwürdigkeit zurückgegeben. Und damit einer ganzen Geschlechtergemeinschaft ihre Identität.
Wie wiederum die Ehefrauen damit umgehen? Pragmatisch: Sie geben ihren Alten in Zahlung. Wohlwissend, dass auch Youngtimer gefragt sind.