Paderborn. Dass Brasilien mehr ist als Fußball, Karneval und Zuckerhut und dort sogar bayerische Lederhosen allgegenwärtig sind, erfuhren die Wirtschaftsjunioren Paderborn + Höxter bei der sechsten Auflage der Expat Lounge im Hotel Aspethera.
Vom brasilianischen Staatsbürger André Paixao erfuhren die Jungunternehmer Zahlen, Daten und Fakten über die sechstgrößte Wirtschaftsmacht der Erde. So leben die über 195 Millionen Brasilianer in ihren 26 Bundesstaaten mit nur zwei Jahreszeiten – einer trockenen und einer nassen. Neben den Deutschen hätten auch Portugiesen, Italiener, Polen und Japaner den südamerikanischen Staat für sich entdeckt. Deutsch ist in der Heimat von Paixao eine durchaus beliebte Sprache. Wer sie beherrscht, gilt als privilegiert, weil sie so schwer ist.
Wer in Brasilien als junger Mensch etwas werden will, sollte private Schulen bevorzugen, da Öffentliche einen schlechten Ruf haben. Brasiliens Wirtschaft wächst dank zweier finanzkräftiger Wirtschaftsprogramme. Entsprechend verbrauchen die Brasilianer jährlich 4,5 Prozent mehr Energie. „Weil die Wirtschaft von innen heraus wächst, war Brasilien weniger anfällig für die Krisen“, erläuterte der freie Journalist Carsten Upadek. Für ihn ist die Kombination aus sozialer Förderung und Wirtschaftswachstum der Erfolgsgarant. Wichtig für das Wirtschaftswachstum ist im Gegensatz zum Windenergie-Land Deutschland in Brasilien vor allem die Wasserkraft. Sie macht den Großteil der Energieerzeugung aus, was gleichzeitig Probleme hervorruft. Nach Angaben von Upadek entzieht der im Bau befindliche Amazonas-Staudamm Belo Monte den Indios die Lebensgrundlage, durch den Mangel an Fischvorkommen und das Sinken des Grundwasserspiegels.
Viele schöne Eindrücke von Brasilien hat Mark Baukmann, Sprecher und Mitglied der Brasilieninitiative AVICRES, während seiner zwei Jahre in Südamerika gesammelt. Nicht zuletzt hat er dort seine Frau kennen und lieben gelernt. Doch auch Baukmann kennt die Schattenseiten. „Eigentlich ist Brasilien ein reiches Land, doch die Gelder sind sehr ungerecht verteilt“, berichtete der Brasilienkenner. Weil der Staat Heimkinder an Familien vermittele, müsse Avicres seine Kinderheime in Kindertagesstätten umwandeln. „Die Projekte müssen sich irgendwann selber tragen oder von der Politik finanziert werden“, so Mark Baukmann. Er geht davon aus, dass sich die positive Entwicklung Brasiliens fortsetzen werde. Die Auswirkungen müsse man jedoch im Auge behalten. Deutschland habe ein positives Image in Brasilien. Die Integration sei jedoch von der jeweiligen Region abhängig.
Wieder zurück als Praktikantin nach Südamerika möchte Franziska Kullak. Mit Hilfe der internationalen Studentenorganisation AIESEC verbrachte sie zwei Monate im Süden Brasiliens in einer Familie. Dort unterrichtete sie Deutsch und Englisch an einer privaten Sprachschule und an einer öffentlichen Schule.
Dagegen ist das Handeln mit Brasilien nicht immer einfach. Das Importieren sei aufgrund der hohen Zölle fast unmöglich, stellte ein Wirtschaftsjunior während der Podiumsdiskussion fest. Den spannenden Ausflug nach Brasilien hatte Jeanette Mooney, Leiterin des Wirtschaftsjunioren-Arbeitskreises Internationales, organisiert. Die Expat-Lounge begann vor sechs Jahren ursprünglich als Stammtisch.