Frankfurt/Main (dapd). Bislang waren chinesische Übernahmen in Deutschland die Ausnahme, doch das dürfte sich trotz Eurokrise ändern: Chinesische Unternehmen haben viel Geld, lieben das Prädikat „made in Germany“ und sind scharf auf deutsches Know-how. Das geht aus einer Studie hervor, die die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (E&Y) am Mittwoch in Frankfurt am Main vorstellte. Jeder vierte befragte chinesische Manager zähle Deutschland zu den drei attraktivsten Investitionszielen, nur China selbst (61 Prozent) und die USA (29 Prozent) schnitten besser ab. Demnach war die aufsehenerregende Übernahme des deutschen Betonpumpenherstellers Putzmeister durch den chinesischen Konzern Sany erst der Anfang. „Wir stehen am Beginn eines langfristigen Trends“, sagte Yi Sun, bei E&Y zuständig für das China-Geschäft in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die chinesischen Firmen seien im Anmarsch. Am größten sei das Interesse an Maschinenbau- und Autofirmen. Drei wesentliche Gründe für das Interesse an deutschen Unternehmen hat die Beratungsfirma identifiziert: Chinesische Unternehmen produzieren längst mehr Waren, als der Heimatmarkt benötigt und suchen deshalb neue Absatzmärkte. Deutschland sei besonders interessant, weil gerade viele Mittelständler technologisch Spitze seien. „Die Innovationskraft der mittelständischen Automobilzulieferer hat es den Chinesen angetan“, nannte Sun als Beispiel. Außerdem mache ein Standbein in einem entwickelten Land ein chinesisches Unternehmen für die Börse interessanter. Neun Prozent der befragten chinesischen Unternehmen, die in Deutschland investieren wollen, planen der Untersuchung zufolge Unternehmenskäufe. Weitere 56 Prozent gaben an, an Joint Ventures interessiert zu sein. Dabei verstecken sich hinter dem Begriff „Joint Venture“ in vielen Fällen aber Übernahmen, die die Chinesen aus Höflichkeit nicht so bezeichnen wollen, wie Sun erklärte. Der Begriff „Übernahme“ klinge „für Chinesen sehr aggressiv“, sie sprächen lieber von „Kooperationen“. Im Zuge der Eurokrise hat Europa der Studie zufolge zwar etwas an Attraktivität verloren, doch Deutschland hat in den Augen der Chinesen nicht gelitten. Übernahmen in Deutschland seien in den vergangenen Jahren deutlich leichter geworden, erklärte Sun. Da Auslandsinvestitionen und eine Entwicklung hin zu mehr Qualität ganz im Sinne des jüngsten Fünfjahresplans der Regierung seien, hätten es Firmen viel leichter, eine Genehmigung für Übernahmen zu bekommen. Mittlerweile seien die Chinesen besser mit dem internationalen Geschäft vertraut, sagte Sun. Noch vor ein paar Jahren seien zum Beispiel Vorstandschefs mit Englischkenntnissen die Ausnahme gewesen, sagte Sun. Ein dritter Grund für die einfacheren Übernahmen seien die geringeren Vorbehalte hierzulande. Das Vorurteil, die Käufe der Chinesen kosteten deutsche Arbeitsplätze, sei widerlegt. „Ohne motivierte deutsche Mitarbeiter geht der technologische Vorteil schnell verloren“, sagte Sun. Das wüssten die Chinesen und versuchten auf die Interessen der Belegschaften einzugehen. Wenn sich die Unternehmen aus der Volksrepublik bereits für einen Standort in Europa entschieden haben, dann ist es demnach in 63 Prozent der Fälle Deutschland. Frankreich und die Niederlande folgen mit 13 und 10 Prozent weit dahinter. So eröffnete in den vergangenen Jahren etwa der chinesische Telekommunikationskonzern Huawei eine Tochter mit Hauptsitz in Deutschland, ebenso das Stahlunternehmen Baosteel. Mehr als die Hälfte der Befragten (54 Prozent) gab laut der Studie an, in den kommenden Jahren im Ausland investieren zu wollen, 16 Prozent waren sich sogar sicher. Westeuropa liegt als meistgenanntes Ziel der Investitionen mit 24 Prozent weit vor Nordamerika mit 9 Prozent. Für die Studie wurden den Angaben zufolge 400 Führungskräfte mittelgroßer und großer chinesischer Unternehmen aus verschiedenen Branchen befragt, die den Aufbau der chinesischen Wirtschaft gut abbilden. dapd (Wirtschaft/Wirtschaft)
Chinesen brennen für deutsche Firmen
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Peer-Michael Preß
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