Leverkusen (dapd). Die Pharmakonzerne Bayer und Boehringer Ingelheim machen bei der Entwicklung neuer Krebsmedikamente Fortschritte. Boehringer berichtete am Montag, der vom Unternehmen entwickelte Wirkstoff Afatinib habe in einer klinischen Phase-III-Studie zur Behandlung von Lungenkrebs das Fortschreiten der Krankheit erheblich hinausgezögert und die Lebensqualität der Patienten signifikant verbessert. In einigen Patientengruppen habe sich die progressionsfreie Überlebenszeit im Vergleich zur Chemotherapie fast verdoppelt.
Der Konzerns bezeichnete die Ergebnisse der Studie als „sehr ermutigend“. Boehringer arbeite nun daran, die Therapie „den Patienten so schnell wie möglich zur Verfügung zu stellen“.
Afatinib ist das am weitesten entwickelte neue Krebsmedikament des Konzerns. In weiteren Studien untersucht der Konzern zurzeit auch dessen Einsatzmöglichkeiten gegen Brustkrebs und Kopf-Hals-Tumore. Lungenkrebs ist die weltweit häufigste und tödlichste Krebsart. An ihr erkranken jährlich 1,6 Millionen Menschen, 1,4 Millionen sterben daran.
Auch der Pharmakonzern Bayer meldete weitere Fortschritte bei der Prüfung seiner neuen Krebsmitteln Alpharadin und Regorafenib. Der Konzern berichtete am Montag, Alpharadin habe in einer Phase-III-Studie das Überleben der Patienten bei fortgeschrittenem Prostatakrebs signifikant verlängert.
Bayer hofft auf Milliardenumsätze
Alpharadin sei die erste spezifisch auf Knochenmetastasen ausgerichtete Therapie bis Prostatakrebs, die eine signifikante Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit in einer Phase-III-Studie zeigen konnte. Das Medikament wurde von der US-Gesundheitsbehörde FDA wegen des bestehenden Bedarfs bereits für ein vereinfachtes Zulassungsverfahren („Fast Track“) akzeptiert. Das Prostatakarzinom ist die häufigste Krebsart bei Männern in Nordeuropa und den USA.
Auch das zweite in der Entwicklung befindliche Bayer-Krebsmedikament Regorafenib punktete in einer Phase-III-Studie. Das Medikament habe bei metastasiertem oder inoperablem Darmkrebs (GIST) eine signifikante Verlängerung des progressionsfreien Überlebens bewirkt, berichtete der Konzern. Dies könne möglicherweise einen echten therapeutischen Fortschritt für die betroffenen Patienten bedeuten, denn bislang seien die therapeutischen Optionen bei diesem aggressiven Tumor sehr begrenzt.
Die beiden neuen Krebsmedikamente gelten als Hoffnungsträger für die Bayer-Pharmasparte. Der Konzern traut ihnen ein Umsatzpotenzial von jeweils mehr als eine Milliarde Euro pro Jahr zu.