Im Februar 2012 ist die „Kompetenzwerkstatt Vielfalt und Ausbildung“ gestartet. Sie verbessert die Ausbildungschancen von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, um ihr Fachkräftepotenzial für Unternehmen in OWL zu erschließen. Getragen wird das Projekt von den Kooperationspartnern Netzwerk Lippe gGmbH, der EU Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung der Bezirksregierung Detmold und der Initiative für Beschäftigung OWL e. V.
In OWL sind junge Menschen mit Mi-grationshintergrund im System der dualen Ausbildung unterrepräsentiert. Sie finden seltener den Einstieg in eine betriebliche Ausbildung, konzentrieren sich oft auf eine geringere Zahl von Berufen und brechen die Ausbildung häufiger ohne Abschluss ab als die Vergleichsgruppe der Jugendlichen ohne Migrationshintergrund. Gleichzeitig beklagen Unternehmen der Region bereits einen Mangel an Bewerberinnen und Bewerbern für offene Ausbildungsstellen. Jochen Häger, Geschäftsführer der Neotechnik Göthe & Prior GmbH & Co. KG macht deutlich: „Unternehmen können sich heute nicht mehr zurücklehnen und auf Auszubildende warten. Sie müssen sich ein positives Image als Arbeitgeber erarbeiten und möglichst viele Kanäle zur Rekrutierung nutzen.“
Notwendig ist, Unternehmen und junge Menschen mit Migrationshintergrund auf dem Ausbildungsmarkt verstärkt in Kontakt zu bringen. Die „Kompetenzwerkstatt Vielfalt und Ausbildung“ ist daher angetreten, um die Entwicklung und Ausgestaltung kultursensibler Strukturen in der dualen Ausbildung voranzutreiben. Das Projekt unterstützt Jugendliche mit Migrationshintergrund beim Einstieg in die duale Ausbildung und bei der Erreichung eines dualen Berufsabschlusses. Dafür erhöht sie deren Ausbildungsfähigkeit, treibt die Sensibilisierung und Stärkung der interkulturellen Kompetenz im Umfeld der Auszubildenden voran und fördert die interkulturelle Öffnung von Unternehmen. Handlungsorte sind damit Unternehmen, Migrantenorganisationen und Berufskollegs in Ostwestfalen-Lippe.
Handlungsort Unternehmen
Ziel der Kompetenzwerkstatt ist es, direkte Kontakte zwischen Jugendlichen mit Migrationshintergrund und Unternehmen anzuregen, um die Chancen für einen Einstieg in die duale Ausbildung zu erhöhen. Dazu bietet sie die Durchführung kultursensibel ausgerichteter Assessment-Center für Jugendliche mit Migrationshintergrund an, die Unternehmen ein objektives Instrument zur Auswahl von Auszubildenden zur Verfügung stellen. Innerbetriebliche Mentorings für Auszubildende und interkulturelle Trainings für Personalverantwortliche dienen dazu, Interkulturalität in kleinen und mittleren Unternehmen zu verankern.
Handlungsort Berufskolleg
Auch im schulischen Teil der dualen Ausbildung soll die interkulturelle Kompetenz gestärkt werden. Wolfgang Pägel, Leiter der EU-Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung (EU-GWB) der Bezirksregierung Detmold betont: „Die Berufskollegs sind der Ort, um die Potenziale junger Menschen mit Migrationshintergrund zu fördern.“ Um den Aspekt der Interkulturalität an den Berufskollegs zu entwickeln, baut die Kompetenzwerkstatt ein „Netzwerk zur interkulturellen Förderung an Berufskollegs in OWL“ auf. Dieses Netzwerk gestaltet Instrumente, die an Berufskollegs in OWL eingesetzt werden. So werden Interkulturelle Trainings für Lehrkräfte entwickelt und durchgeführt. Bildungsdialoge zwischen abgebender und aufnehmender Schule, Eltern und Betrieben dienen dazu, ein Schnittstellenmanagement zu organisieren, um den individuellen Entwicklungsstand von Jugendlichen jederzeit optimal berücksichtigen zu können. Um einen kontinuierlichen Austausch zwischen Lehrkräften und Ausbildungsverantwortlichen sicherzustellen, dienen Netzwerkforen für Berufskollegs und Unternehmen. Ein Leitfaden zur individuellen Förderung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund an den Berufskollegs wird in der Region verbreitet.
Handlungsort Migrantenorganisation
Migrantenorganisationen genießen bei Menschen mit Migrationshintergrund breites Vertrauen und bieten somit auch ein Forum zur Unterstützung von Jugendlichen. Alexander Wittmer, Vorsitzender von Monolith e. V. Netzwerk Aussiedler aus Paderborn stellt fest: „Monolith e. V. hat sich bereits in zahlreichen Projekten engagiert, die Menschen mit Migrationshintergrund auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt unterstützen. Jungen Migrantinnen und Migranten eine qualifizierte Ausbildung zu ermöglichen, ist ein wesentlicher Faktor für ihre Integration in die Gesellschaft.“ Um Migrantenorganisationen stärker in den Bereich der dualen Ausbildung einzubinden, initiiert das Projekt eine Strukturdatenerhebung, um vorhandene Kompetenzen zu erfassen, abrufbar zu machen und Entwicklungspotenziale zu erschließen. Anhand dieser Erhebung werden bspw. geeignete Mitglieder für ein Mentoringprogramm ausgewählt, die Jugendliche beim Einstieg in die duale Ausbildung unterstützen. Die Kompetenzwerkstatt organisiert interkulturelle Dialoge für Jugendliche aus Migrantenorganisationen, um ihre interkulturelle Kompetenz auszubauen. Elternabende, die in Kooperation mit Ausbildungsunternehmen veranstaltet werden, dienen dazu, Eltern und Jugendlichen die Chancen einer dualen Berufsausbildung deutlich zu machen und geben Unternehmen die Gelegenheit, ihre Ausbildungsgänge bekannter zu machen.