Münster. Die neue Büromarktstudie der Wirtschaftsförderung Münster GmbH lässt die Immobilienszene aufhorchen: Noch nie verzeichnete der Standort eine derart hohe Nachfrage von 97.100 Quadratmetern, die das Bestergebnis aus dem Jahr 2007 um zirka 16.000 Quadratmeter übertreffen. Zudem sank der Leerstand bei einem Flächenbestand von 2,11 Mio. Quadratmetern auf knapp 78.000 Quadratmeter, wodurch Münster eine äußerst niedrige Leerstandsquote von nur 3,7 Prozent ausweist.
„Diese Werte sind Meilensteine in Münsters Büromarktgeschichte“, erklärte Dr. Thomas Robbers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Münster GmbH (WFM), bei der heutigen Bekanntgabe der Zahlen.
Der WFM-Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Thorsten Kornblum verwies auf die Erfahrung und Kenntnis, mit der die WFM den Büromarkt Münster bearbeitet. „Sie zeigt Unternehmen bei der Suche neuer Büroflächen Perspektiven auf und bindet sie an den Wirtschaftsstandort. Auch Investoren und Projektentwickler sind hier gut beraten. Das ist nachhaltige Wirtschaftsförderung.“
Der Nachfragerekord von 97.100 Quadratmetern setzt sich aus 20.900 Quadratmetern Umsatz durch Eigennutzer und einer reinen Vermietungsleistung von zirka 76.200 Quadratmetern zusammen. Vor allem große Flächen mit mehr als 1.000 Quadratmetern waren von Interesse – zum Beispiel für die Gesellschaft für Warenwirtschafts-Systeme (GWS) im Gewerbepark Loddenheide, für die LVM Versicherungen am Kolde-Ring und für die Westfälische Wilhelms-Universität Münster. 2011 ging der Nachfragetrend in allen Größensegmenten erneut in Richtung Innenstadt und umliegende Bereiche.
Die Spitzenmiete liegt am Kreativkai am Hafen und in der City bei 13,00 Euro/Quadratmeter monatlich nettokalt. Im Durchschnitt erzielen Neubauflächen bzw. repräsentative Altbauflächen in der City rund 11,50 Euro/Quadratmeter. Gegenüber 2010 entspricht das einem deutlichen Anstieg von 1,00 Euro/Quadratmeter.
Für modernisierte und gut ausgestattete Bestands- oder Altbauflächen werden innerstädtisch bis zu 11,00 Euro/Quadratmeter in der Spitze und 8,50 Euro/Quadratmeter im Durchschnitt gezahlt. Mit Ausnahme der Durchschnittsmiete für modernisierte und gut ausgestattete Bestands- oder Altbauflächen, die keinen Mietpreisanstieg zu verzeichnen hatten, sind damit die Mieterträge in der City um 0,50 bis 1,00 Euro/Quadratmeter gestiegen.
Seit 2010 fiel der Büroflächenleerstand von fast 108.000 Quadratmetern (5,1 Prozent) auf knapp 78.000 Quadratmeter bzw. 3,7 Prozent. Mit dieser Quote liegt Münster unter dem Niveau übriger B-Standorte wie etwa Dortmund (5,9), Essen (4,4) oder Hannover (4,9). Münsters Entwicklung ist auch auf die realisierten Vermietungen von Leerstandsflächen zurückzuführen, da Neubauprojekte kein ausreichendes Angebot schaffen konnten.
Der niedrige Leerstand bietet durchaus eine Chance für die Leerstandsobjekte auch außerhalb der stark nachgefragten zentralen Lagen. Wenn aber bei dem niedrigen Leerstandsvolumen noch der schwer zu vermietende Sockelleerstand (schlechte Lage und Ausstattung) berücksichtigt wird, dann besteht die Gefahr zu geringer Flexibilitätsreserven. Einen Engpass gibt es in Münster insbesondere bei größeren, zusammenhängenden Flächen in einem Bestandsgebäude.
Zwar zog die Bautätigkeit 2011 in Münster wieder an, so dass zum Jahreswechsel 2011/2012 insgesamt 62.000 Quadratmeter Büroflächen entstanden. Von 45.000 Quadratmetern für den Vermietungsmarkt standen zu jenem Zeitpunkt aber nur noch 11.500 Quadratmeter etwa in den Objekten „Alter Fischmarkt“ oder businessdock 2.0 zur Verfügung. „Das zeigt, wie eng es am Markt ist und dass wir neue Bürostandorte und Projektentwicklungen benötigen, um auf die Nachfrage flexibel reagieren zu können. Bei der Realisierung ist Eile geboten“, erklärte Robbers.
Die Büromarktstudie der Wirtschaftsförderung Münster GmbH wird seit 1998/1999 veröffentlicht. Die aktuelle Studie, vorgenommen vom internationalen Immobilien-Beratungsunternehmen BNP Paribas Real Estate Consult GmbH, analysiert die Büroflächenentwicklung in Münster hinsichtlich Leerstand, Angebot, Vermietungsleistung, Nachfragestruktur, Mietpreise, Projekte und Marktperspektiven. Erstmals wurden in der Büromarktstudie historisch gewachsene Büromarktzonen analysiert, die Lagequalitäten, Mietpreisniveaus und Nachfragevolumina ausweisen. Die Zonen dienen Nachfragern, Projektentwicklern und Investoren zur Einschätzung von Standortqualitäten.