Verschobene Flughafen-Eröffnung erhitzt weiterhin die Gemüter

Berlin/Schönefeld (dapd). Die verschobene Eröffnung des neuen Hauptstadtflughafens hat zu weitere Konsequenzen geführt: Am Mittwoch kündigte die Flughafen Berlin Brandenburg GmbH den Vertrag mit dem Generalplaner des neuen Airports fristlos.

Grund dafür sei die „mangelhafte Koordinierung“ bei der Bauüberwachung am neuen Airport in Schönefeld, teilte die Flughafengesellschaft mit. Auch deren Geschäftsführer Rainer Schwarz gerät zunehmend unter Druck, gegen ihn wurde eine Rücktrittsforderung laut. Die Anwohner am Flughafen in Tegel müssen unterdessen im Sommer mit mehr Fluglärm in den Abendstunden rechnen.

Aus Sicht der Flughafengesellschaft tragen die bisherigen Planer von der Projektgemeinschaft pg bbi einen Großteil der Schuld für das Flughafenchaos. Mit sofortiger Wirkung habe man ihr die Verantwortung für die Entwurfs- und Ausführungsplanung sowie die Bauüberwachung entzogen. Die Flughafengesellschaft mit ihren 100 Mitarbeitern will die Aufgaben künftig selbst übernehmen.

Zur Projektgemeinschaft pg bbi gehören J.S.K International Architekten, die Ingenieur GmbH und die gmp Generalplanungsgesellschaft. Zuvor hatte der Aufsichtsrat angekündigt, den Vertrag aufheben zu wollen, nachdem die für 3. Juni geplante Inbetriebnahme des Airports verschoben werden musste. Als Grund wurden Probleme beim Brandschutz angeführt.

Dabei war dem Management der Berliner Flughafengesellschaft offenbar bereits im Dezember 2011 bekannt, dass der vollautomatische Betrieb der Entrauchungsanlage bis zum geplanten Eröffnungstermin nicht funktionieren würde. Das erklärte Grünen-Verkehrspolitiker Stephan Kühn nach einer Sitzung des Verkehrsausschusses im Bundestag. Trotzdem habe die Geschäftsführung noch am 20. April dem Aufsichtsrat berichtet, dass das „keine Auswirkungen auf die BER-Inbetriebnahme“ habe.

Vor diesem Hintergrund forderte der Ausschussvorsitzende Anton Hofreiter (Grüne) den Rücktritt von Flughafenchef Schwarz. „So, wie sich die Sache jetzt darstellt, sollte Rainer Schwarz die einzig mögliche Konsequenz ziehen und zurücktreten“, sagte Hofreiter der „Berliner Morgenpost“. Der Flughafenchef sei „nicht der richtige Mann für die wichtige Position“ beim größten Infrastrukturprojekts Ostdeutschlands.

Urlauber aus Berlin sollen unterdessen durch den geplatzten Eröffnungstermin keine Nachteile haben. Alle für den neuen Hauptstadtflughafen vorgesehenen Flüge sollen über die alten Airports Tegel und Schönefeld abgewickelt werden. Das teilte die Flugplankoordination der Bundesrepublik Deutschland mit. Die Zusage betreffe auch das von den beiden großen Gesellschaften Air Berlin und Lufthansa geplante Zusatzprogramm. „Zwangsverlegungen“ von Tegel nach Schönefeld seien nicht erforderlich.

Wie schon vor der entscheidenden Koordinierungssitzung am Dienstag schränkte die Behörde jedoch ein, diese Zusage gelte „auf der Basis der von der Flughafengesellschaft – unter Ausschöpfung aller Möglichkeiten – zur Verfügung gestellten Kapazitäten“. Dazu gehört auch eine Einschränkung des Nachtflugverbots in Tegel um je eine halbe Stunde abends und morgens. Es würde dann nur noch von 23.30 bis 5.30 Uhr gelten.

Berlins Verkehrs-Staatssekretär Christian Gaebler (SPD) signalisierte, dass zumindest die für die Abendstunden beantragte Ausweitung der Randzeiten „gute Chancen“ habe. Eine endgültige Entscheidung stehe aber noch aus. Zuvor müsse die Fluglärmkommission angehört werden. Laut Gaebler wollen die Airlines bis zum Ende des Sommerflugplans im Oktober etwa 150 Flüge zusätzlich in den Randzeiten abwickeln, rund 120 davon liegen in den Abendstunden.

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Peer-Michael Preß

Peer-Michael Preß – Engagement für die Unternehmerinnen und Unternehmer in der Region seit fast 20 Jahren. Als geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens Press Medien GmbH & Co. KG in Detmold ist er in den Geschäftsfeldern Magazin- und Fachbuchverlag, Druckdienstleistungen und Projektagentur tätig. Seine persönlichen Themenschwerpunkte sind B2B-Marketing, Medien und Kommunikationsstrategien. Sie erreichen Peer-Michael Preß unter: m.press@press-medien.de www.press-medien.de

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