Berlin (dapd). Angesichts von fast 300.000 offenen Stellen in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) fordern Experten Verbesserungen im Bildungssystem. Der Vorsitzende der MINT-Initiative, Thomas Sattelberger, kritisierte am Mittwoch in Berlin die mangelnde Praxisorientierung und das „Vollstopfen der Studiengänge“ an den Universitäten. Den Fachhochschulen hingegen attestierte er „zunehmend besser reformierte Bachelor-Studiengänge“.
Im April gab es laut dem MINT-Frühjahresreport 280.400 offene Stellen in diesen Berufsfeldern – ein neuer Höchststand. Die Zahl der offenen Stellen habe sich damit gegenüber 2005 fast verdreifacht, sagte der Direktor des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Michael Hüther.
Das IW hatte die Studie erstellt und gemeinsam mit der Initiative „MINT Zukunft schaffen“ und dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall vorgestellt. Der Arbeitsmarkt in den MINT-Berufen sei deutlich angespannter als in der konjunkturellen Hochphase im Jahr 2008, sagte Hüther.
Daran ändern offenbar auch die steigenden Zahlen der Hochschulabsolventen nichts. 98.4000 Studenten absolvierten laut Report im Jahr 2010 ein MINT-Erststudium. Zwischen 2005 und 2010 habe sich diese Zahl um 33.300 erhöht. Das sei aber noch zu wenig, um den bestehenden Bedarf decken zu können, sagte Hüther. Zudem werde künftig die Nachfrage nach MINT-Akademikern aufgrund des langfristigen Wachstums steigen.
Sorgen bereitet den Experten die hohe Abbrecherquote, vor allen an den Universitäten. In einzelnen Fächern, insbesondere in Elektrotechnik und Maschinenbau, beendeten „inakzeptable 53 Prozent“ ihr Bachelor-Studium vorzeitig, sagte Sattelberger.
Auch von Arbeitgeberseite kam die Forderung nach Verbesserungen im Bildungsbereich. „Wir brauchen dringend mehr Durchlässigkeit in unserem Bildungssystem“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Gabriele Sons. Sie warb zudem für mehr Frauen in Metall- und Elektroberufen.
„Nach wie vor suchen wir händeringend junge Frauen, die Lust haben, einen technischen Beruf zu erlernen oder in den MINT-Studiengängen zu starten“, sagte Sons. Die überdurchschnittliche Zunahme der Zahl junger weiblicher Fachkräfte in diesen Berufen sei ein erfreuliches Signal.