Hamburg (dapd). Vor dem Start einer Warnstreikwelle im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie hat Gewerkschaftschef Berthold Huber den Arbeitgebern ein Ultimatum bis Ende Mai gesetzt. „Wenn wir bis Pfingsten kein Ergebnis haben, dann heißt das Urabstimmung und Streik“, sagte Huber am Dienstag, dem Tag der Arbeit, bei einer Kundgebung in Hamburg. Allerdings sei das „die Ultima ratio“.
Das bisherige Angebot der Arbeitgeber sei eine „reine Provokation“, erklärte Huber. Die IG Metall werde keinen Abschluss akzeptieren, bei dem nicht Lösungen für alle ihre Forderungen gefunden würden.
Nach dem Ende der Friedenspflicht im Tarifstreit hatte die IG Metall bereits in der Nacht zum Sonntag mit Warnstreiks in einzelnen Betrieben begonnen. Von Mittwoch an verschärft die Gewerkschaft nun die Gangart. Geplant sind massive Arbeitsniederlegungen bei Firmen in Baden-Württemberg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und weiteren Bundesländern. Nach drei erfolglosen Verhandlungsrunden hatte Huber den Arbeitgebern mit der „Warnstreik-Keule“ gedroht und für den Mai einen harten Arbeitskampf angekündigt.
Die IG Metall verlangt für die bundesweit rund 3,6 Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie 6,5 Prozent mehr Lohn, die unbefristete Übernahme von Ausgebildeten sowie mehr Mitsprache bei Leiharbeit. Die Arbeitgeber haben bislang drei Prozent mehr Lohn über eine Laufzeit von 14 Monaten angeboten und die weiteren Forderungen der Gewerkschaft abgelehnt.
Weitere Verhandlungen in zweiter Mai-Woche
Die nächsten Verhandlungen stehen in der zweiten Mai-Woche an. Im wichtigen Tarifbezirk Baden-Württemberg soll am 8. Mai verhandelt werden. In dem Bezirk mit rund 800.000 Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie waren immer wieder Pilotabschlüsse für die gesamte Branche geglückt.
Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, unterstützte die Forderungen der Metaller. „Nach Jahren von Reallohn-Verlusten in vielen Bereichen unserer Wirtschaft, nach Jahren der gemeinsamen Anstrengungen, dieses Land durch die Krise zu führen, Firmen und Arbeitsplätze zu retten, sind wir jetzt dran“, sagte Sommer am Mai-Feiertag in Stuttgart.
Arbeitgeber kritisieren Warnstreiks
Der Vertreter der Arbeitgeber, Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser, verurteilte die Warnstreiks. „Die IG Metall hat schon mit Warnstreiks gedroht, noch bevor sie ihre Forderung beschlossen hat“, sagte er der Zeitung „Die Welt“. Das zeige, wie wenig die Warnstreiks mit der Sache zu tun hätten. Kannegiesser bezeichnete die Streiks als unnötige Machtdemonstration der Gewerkschaft.
Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) kritisierte die Warnstreiks ebenfalls. „Was die Gewerkschaft jetzt inszeniert, ist schlicht kontraproduktiv“, sagte VDMA-Hauptgeschäftsführer Hannes Hesse dem Düsseldorfer „Handelsblatt“. Nach dem bisherigen Verlauf der Tarifverhandlungen habe die IG Metall keinen Grund, jetzt derart „aufzustampfen“.